Wir wissen, dass unsere vierbeinigen Lieblinge ihre Umgebung über den Geruchssinn wahrnehmen. Sie nutzen diesen Geruchssinn regulär, um Nahrung aufzuspüren, Familienangehörige zu erkennen oder Artgenossen und deren Paarungsbereitschaft zu erschnüffeln.
Wir Menschen haben ca 50 Millionen Riechzellen, die Hunde so um die 220 Millionen.
Wir konnten in den letzten Jahrzehnten von dem überragenden Geruchssinn der Hunde profitieren. Sei es bei der Drogenfahndung oder der Sprengstoffsuche – sie sind sie erstklassige Gehilfen. Selbst bei der Erschnüffelung von Erkrankungen wie z.B. Diabetes oder Krebs, oder sogar Coronainfektionen sind sie mit ihrer Nase uns Menschen behilflich.
Aber menschlichen Stress erkennen?
Ein Forschungsteam der Queen’s University Belfast im Vereinigten Königreich belegt genau das in einer Studie und berichtete im Fachmagazin „PLOS One“ darüber.
Wie das Forschungsteam um Clara Wilson herausfand, können Hunde Stress bei Menschen allein an ihrem Schweiß und ihrer Atemluft erkennen.
Der Grund dafür ist, dass unser Körper einen charakteristischen Geruch absondert, wenn wir unter Stress stehen.
„Die Studie belegt, dass Hunde keine sichtbaren oder hörbaren Hinweise brauchen, um Stress bei Menschen zu erkennen“, sagt Clara Wilson von der Queen‘s University Belfast. Das könne für das Trainieren von Begleit- und Therapiehunden nützlich sein, wie sie im Fachmagazin „PLOS One“ schreibt.
Als Begleithunde seien Hunde unter anderem gefragt, um Menschen mit Angststörungen, Panikattacken oder posttraumatischen Belastungsstörungen zu helfen, führen die Forschenden weiter aus – Erkrankungen, die mit starkem Stress einhergehen.
Dazu gehören erhöhter Blutdruck, das Freisetzen von Cortisol und Epinephrin (Stresshormon Adrenalin) und Herzrasen.
Aber beeinflussen diese Veränderungen den Körpergeruch und ist das für Hunde erkennbar?
Dieser Frage gingen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihrer Studie nach.
Wie nun Anja Garms, dpa (Quelle: ntv.de) schreibt:
Das Forscherteam trainierte vier Hunde zunächst darauf, im Labor in einem speziellen Geruchstest eine Probe zu erkennen und dies anzuzeigen. Bei dem Testsystem handelte es sich um eine dreiarmige Apparatur, deren einzelne Arme mit unterschiedlichen Duftproben befüllt werden können. Die Hunde schnüffelten an den Armen und setzten sich, wenn sie einen Duft wahrnahmen, auf den sie trainiert waren.
Nachdem die Hunde den Umgang mit der Apparatur gelernt hatten, begannen die Forschenden mit dem eigentlichen Test.
Sie füllten einen der Arme mit einer Duftprobe eines gestressten Menschen, einen anderen mit einer Vergleichsprobe des gleichen Menschen in ungestresstem Zustand, der dritte Arm blieb leer.
Um die Versuchsteilnehmer zu stressen, gaben die Forschenden ihnen eine Kopfrechen-Aufgabe: Sie sollten in 17er Schritten von 9000 herunterzählen. Die Wissenschaftler trieben die Probanden immer wieder zur Eile an, falsche Angaben monierten sie mit strenger Stimme, richtige wurden nicht kommentiert. So gerieten die meisten Teilnehmer messbar unter Stress. Bei einem Teil der Probanden maßen die Forschenden Blutdruck und Herzrate, zudem mussten alle Teilnehmer ihr persönlich empfundenes Stressniveau auf einer Skala einordnen – vor und nach dem Rechnen.
Die Teilnehmer mussten, ebenfalls vor und nach dem Stresstest, mit einem Mulltuch über ihren Nacken wischen und das Tuch in ein Röhrchen stecken. Nachdem sie noch dreimal kräftig darauf ausgeatmet hatten, wurden die Röhrchen verschlossen und waren bereit für den Test mit den Hunden.
In mehreren Versuchsrunden prüften die Forschenden dann, ob die Hunde die Probe eines gestressten Menschen von der des gleichen Menschen in ungestresstem Zustand unterscheiden können.
Das gelang den Hunden tatsächlich gut, ihre Trefferquote lag bei fast 94 Prozent.
„Das ist die erste Studie dieser Art und sie zeigt, dass Hunde Stress aus Atemluft und Schweiß herausriechen können, was sich als nützlich beim Training von Therapie- und Begleithunden erweisen könnte“, sagt Wilson. „Es wirft zudem mehr Licht auf die Beziehung zwischen Hund und Mensch und erweitert unser Verständnis davon, wie Hunde möglicherweise menschliche Seelenzustände interpretieren und damit interagieren.“